Waipio Valley ist ein bedeutender Ort für die hawaiianischen Bewohner. Das Tal ist seit über 1.000 Jahren bewohnt und spielt eine große Rolle in der hawaiianischen Mythologie. Schon Wakea, der Schöpfer der Inseln, hatte eine Vorliebe für diese Region. Der hawaiianische Halbgott Maui soll der Geschichte nach hier im Tal sein Ende gefunden haben als er versuchte, gebratene Bananen zu stehlen. Um die Jahrhundertwende ließen sich Chinesen und Japaner im Tal nieder, um die Kulturpflanze Taro und Reis anzubauen. Mit Beginn des 2. Weltkriegs verließen viele das Tal, um im inzwischen moderner gewordenen Hawaii zu leben und im Jahr 1946 zerstörte eine 17 Meter hohe Tsunamiwelle fast das ganze Tal. Daraufhin verließen die meisten Menschen Waipio Valley. Heute leben hier noch etwa 40 hawaiianische Hippies jenseits der Zivilisation zwischen Taro-Feldern, Wasserfällen und Flüsschen. Die Hiilawe Falls, der größte Wasserfall auf Big Island, stürzt im Hinterland von Waipio kaskadenartig fast 400 m in die Tiefe. Einen offiziellen Weg dorthin gibt es meines Wissens nicht, ohne Privatgelände zu durchwandern. Das fruchtbare Tal mit einer Breite von 1,6 km und einer Tiefe von 8,1 km ist von 800 m hohen Klippen umgeben. Waipiʻo
bedeutet in der hawaiianischen Sprache gebogenes Wasser
.
Du kannst das Tal vom küstennahen Waipio Valley Overlook am Ende des Hamakua Heritage Corridor überblicken. Der Highway 19 führt von Kailua-Kona kommend entlang des Mauna Kea Nordhanges durch weite Zuckerrohrfelder. Wenn man den Ort Waimea passiert, dann erreicht man im Ort Honokaa auf der linken Seite eine Abzweigung, die zum Waipio Valley führt – der Highway 240.
Honokaa ist ein Ort mit ca. 2.200 Einwohnern und war Anfang des 20. Jahrhunderts eine der größten Städte auf Hawaii, das Zentrum von Zuckerrohr und Viehzucht. Die größte Plantage, die Hamakua Sugar Co. hat allerdings 1994 dicht gemacht. Heute wächst Zuckerrohr hier nur noch wild und die Gegend ist von riesigen Macadamia-Nussbaumplantagen umgeben, was Honokaa den Beinamen Macadamia Nut Capitol of the World
einbrachte.
Der Highway 240 ist eine Einbahnstraße, man muss also die gleiche Strecke zurück nach Honokaa fahren. So kann man auch den großen Lavatunnel nicht verpasssen, der bei der Hinfahrt auf der linken Seite liegt. Hereingehen kann man allerdings ohne nötige Ausrüstung nicht.
Es gibt einen kleinen Trail vom Lookout hinunter ins Tal und auf der gegenüberliegenden Klippe kann man einen steilen Pfad erkennen, der sich in Serpentinen hinaufwindet und über den man einige Kilometer weit ins benachbarte Waimanu Valley gelangt.
Die Straße, die vom Lookout ins Tal hinabführt, ist steil, eng, und nur mit Geländewagen zu befahren. 25% Gefälle wollen bewältigt werden. Es werden aber auch fast stündlich organisierte Abfahrten angeboten, mit Geländefahrzeugen oder mit von Maultieren gezogenen Wagen. Oder aber man erkundet das Tal zu Fuß. Unten warten ein einsamer schwarzer Sandstrand, üppiger Dschungel und wilde Pferde. Die Brandung kann hier sehr gefährlich werden. Baden sollte man also nur an ruhigen Tagen. Die „Private Property“-Schilder der wenigen Bewohner sollte man ernst nehmen, wenn man weiter ins Tal wandern möchte. Im Waipio Valley wurden Teile von Kevin Costners Film Waterworld
gedreht, es gehört heute zu 60% dem Bishop Museum von Honolulu.